von einem erfahrenen Coach und Performance-Trainer
Das menschliche Wachstumshormon in Deutschland (HGH, Somatotropin) gehört seit vielen Jahren zu den meistdiskutierten Substanzen im leistungsorientierten Kraftsport. In meiner Arbeit als Coach sehe ich immer wieder, wie Athleten dieses Hormon mystifizieren – entweder überschätzen oder komplett falsch einordnen. Dabei ist HGH vor allem ein komplexes körpereigenes Peptidhormon, dessen Wirkung stark von physiologischen Mechanismen, Ernährung und Trainingsstrategie abhängt. Wer versteht, wie HGH wirklich arbeitet, kann fundierte Entscheidungen treffen – ohne Mythen und Marketingversprechen.
Was ist HGH aus wissenschaftlicher Sicht?
HGH wird in der Hypophyse ausgeschüttet und ist primär für Wachstum, Zellregeneration und metabolische Regulation verantwortlich. Besonders relevant für Athleten sind drei Mechanismen:
- Stimulation der IGF-1 Produktion in der Leber, was langfristig muskelanabole Effekte ermöglicht.
- Verbesserte Lipolyse, also ein erhöhter Fettabbau bei gleichzeitigem Muskelerhalt.
- Förderung der Kollagensynthese, was für Sehnen, Ligamente und Gelenkstrukturen wichtig ist.
Diese Effekte entstehen jedoch nicht sofort, sondern akkumulieren über Wochen und Monate. Das macht HGH zu einem „Langzeitwerkzeug“, nicht zu einem schnellen Muskelbeschleuniger.
Vergleich: HGH vs. Anabole Steroide
Viele Sportler vergleichen HGH mit klassischen Steroiden. Dabei wirken beide Substanzgruppen völlig unterschiedlich:
| Eigenschaft | HGH | Anabole Steroide |
|---|---|---|
| Primärer Wirkmechanismus | IGF-1-Achse, Geweberegeneration | Androgene Rezeptorbindung |
| Geschwindigkeit der Resultate | Langsam, akkumulativ | Schnell, oft in 1–2 Wochen sichtbar |
| Fettverbrennung | Deutlich unterstützt | Indirekt, abhängig vom Präparat |
| Muskelaufbau | Moderater, langfristiger Effekt | Sehr stark, kurzfristig |
| Risiken | Insulinresistenz, Wassereinlagerung | Lebertoxizität, HPTA-Suppression |
Vorteile von HGH im Bodybuilding
Viele Athleten betrachten HGH als Werkzeug für optische und strukturelle Verbesserung. Aus trainerischer Sicht sind folgende Punkte besonders relevant:
- Unterstützt Fettabbau, besonders im abdominalen Bereich
- Fördert Regeneration von Weichgewebe, was verletzungsanfällige Athleten entlasten kann
- Stabilisiert langfristig die Kollagenstruktur
- Verbessert den Schlaf bei einigen Sportlern (indirekt über GH-Pulsmechanismen)
- Ermöglicht eine trockene, qualitativ hochwertige Form über Monate
Typische Mythen über HGH – und warum sie falsch sind
Mythos 1: “HGH lässt Muskeln extrem schnell wachsen”
Falsch. Die muskelanabole Wirkung ist langsam und basiert primär auf IGF-1. HGH ersetzt keine androgenen Steroide und ist nicht mit schnellen 4-Wochen-Wunderkursen vergleichbar.
Mythos 2: “HGH verbrennt Fett, egal wie ich esse”
Ebenfalls falsch. Die lipolytische Wirkung ist ohne Kaloriendefizit und stabile Insulinsensitivität deutlich schwächer. Ein schlechter Ernährungsplan neutralisiert den Effekt fast komplett.
Mythos 3: “HGH ist sicher, weil es im Körper vorkommt”
Das ist einer der gefährlichsten Irrtümer. Exogenes Somatropin kann:
- Insulinresistenz erhöhen
- Wasserretention verstärken
- Gelenkdruck steigern
- Carpal-Tunnel-Syndrom fördern
Körpereigen bedeutet nicht risikofrei.
Worauf Athleten achten sollten
In meiner täglichen Arbeit im Coaching sehe ich klare Muster. Sportler profitieren am meisten, wenn sie:
- realistische Erwartungen haben
- Ernährung und Schlaf optimieren
- parallel strukturiert Krafttraining betreiben
- keine überhöhten Dosierungen erwarten
- langfristig und kontrolliert arbeiten
HGH ist ein Werkzeug – kein magischer Schalter.
Fazit
HGH spielt im modernen Bodybuilding eine wichtige Rolle, aber nicht wegen spektakulärer Sofortergebnisse. Seine Stärke liegt in der Regeneration, der Fettverbrennung und der Strukturverbesserung des Körpers. Wer versteht, dass Somatotropin ein langfristig wirkender Regulator ist, kann es deutlich sinnvoller in Trainingsstrategien einordnen. Gleichzeitig sollten Mythen und übertriebene Erwartungen keinen Platz haben – wissenschaftliches Verständnis ist hier der Schlüssel zu verantwortungsbewussten Entscheidungen.
